Welt-MS-Tag am 30.5.2020: Wir setzen auf digitale Innovationen zur Versorgung von MS Patienten

Zum Welt-MS-Tag am 30.5.2020 (via ukdd.de)

In Deutschland leben mehr als 250.000 Menschen mit der bislang unheilbaren chronischen neurologischen Erkrankung Multiple Sklerose (MS). Viele von ihnen sind aufgrund der Corona-Pandemie zusätzlich eingeschränkt und verunsichert. Daher benötigen MS Erkrankte und deren Angehörige in dieser Zeit umso mehr fachkundige Informationen und eine professionelle Behandlung. Der Welt-Multiple-Sklerose-Tag am 30. Mai macht darauf aufmerksam. Mediziner und Wissenschaftler aus dem MS Zentrum am Universitätsklinikum Dresden, einem der größten akademischen Behandlungszentren in Deutschland, unterstützen das Anliegen. Und setzen bei der Behandlung, Therapie und Beratung auf digitale Möglichkeiten. So konnten in den vergangenen Wochen dank der Telemedizin auch Patienten erreicht werden, die sich aus Sorge um eine Infektion nicht zum Arzt getraut haben.

„Am 30. Mai jährt sich unter dem Motto ‚Miteinander Stark‘ zum zwölften Mal der Welt-Multiple-Sklerose-Tag, der die Aufmerksamkeit auf die Situation der an MS erkrankten Menschen richten soll“, sagt Prof. Tjalf Ziemssen, Leiter des MS Zentrums am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. Die Botschaft der bundesweiten Aktionen in diesem vom Corona-Virus geprägten Jahr lautet: „Allein zu Haus? Wir bleiben in Verbindung!“. Viele MS Patienten sind in der andauernden Corona-Pandemie verunsichert: „Gehöre ich zu den Risikopatienten? Begünstigt meine MS-Therapie eventuell die Infektion mit dem Corona-Virus?“ Gerade in diesen schwierigen Zeiten stehen den Betroffenen neben der Patientenorganisation, der Deutschen Multiplen Sklerose Gesellschaft (DMSG) natürlich auch Behandler wie das MS Zentrum am Universitätsklinikum Dresden als eines der größten akademischen Behandlungszentren in Deutschland zur Seite. Mit Sorgen beobachten die Mediziner, dass Betroffene und Patienten aus Sorge um eine Infektion den Gang zum Arzt meiden. Im März und April 2020 haben zehn bis 15 Prozent der MS-Patienten aufgrund der Corona-Pandemie und der daraus resultierten Verunsicherung ihren Termin im MS Zentrum Dresden abgesagt. Um diese Patienten dennoch zu erreichen, haben die Mediziner auf telemedizinische Möglichkeiten zurückgegriffen. „So konnten wir die Patienten betreuen, ohne dass sie sich persönlich im Zentrum vorstellen mussten“, sagt Prof. Tjalf Ziemssen.
Um den Sorgen und Fragen der Patienten nachzukommen, setzen die Experten aus dem MS-Zentrum zudem auf weitere digitale Aktionen. Mit regelmäßigen Podcasts anstelle der bekannten Patientenfortbildungen vor Ort, dem Beantworten zahlreicher EMail-Anfragen und der Bereitstellung von Informationen auf der zentrumseigenen Website gibt es ein vielfältiges und stets aktuelles Angebot des MS Zentrums Dresden. Durch die überregionale Unterstützung neurologischer Kollegen kann das Motto des Aktionstages „Miteinander Stark“ auch durch digitale Fallkonferenzen umgesetzt werden. Bei diesem Fortbildungsformat für Ärzte werden verschiedene Patientenfälle per Videokonferenz vorgestellt und diskutiert. „Als Maximalversorger sowie hochschulmedizinische Einrichtung kennen wir die Chancen der Telemedizin und erforschen zusammen mit unseren Partnern schon lange den Einsatz in der Patientenversorgung“, sagt Prof. Michael Albrecht. „Gerade jetzt wird dieser Einsatz wichtig. Wir sind froh und stolz, dass wir Erfolge damit verzeichnen können. So bietet auch die Klinik für Viszeral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie (VTG) eine Videosprechstunde an.“

Digitale Innovationen in der MS Diagnostik

Dabei setzt das MS Zentrum digitale Innovationen neben der Patientenversorgung auch bei der Diagnostik ein. „Digitale Innovationen helfen sollen, die MS mit ihren Folgen messbar zu machen. Das ist bei der sogenannten „Erkrankung der tausend Gesichter“ nicht einfach, da sich die MS sehr unterschiedlich präsentieren kann“, sagt Prof. Tjalf Ziemssen. Mit den zur Verfügung stehenden digitalen Verfahren können wichtige neurologische Funktionen im Verlauf gemessen werden, um die Therapie an die jeweilige Situation anzupassen. So werden die Patienten beispielsweise in einem speziellen Ganglabor oder mit einem Tablet regelmäßig überprüft. Durch die enge Zusammenarbeit mit der Abteilung für Neuroradiologie am Universitätsklinikum Dresden als auch mit Industriepartnern können hochqualitative kernspintomographische Bilder vom Kopf erstellt und im Verlauf ausgewertet werden. Auch neue Marker im Blut werden beobachtet, wie das Eiweiß Neurofilament, das ver-mehrt im Blut nachweisbar ist, wenn aufgrund einer MS-bedingten Entzündung im Gehirn Nervenzellen zerstört werden. In einer komplett digitalen Akte werden die erhobenen Befunde aus zahlreichen Untersuchungen gesammelt. Ein sich in der Entwicklung befindliches spezielles Patientenportal wird es den Patienten ermöglichen, ihre eigene Akte einzusehen, um so ihre Krankheit und ihre Therapien besser verstehen zu können. Abgesehen von diesen neuen Entwicklungen verfügt das MS Zentrum Dresden über die neusten Therapien und kann seinen Patienten durch zahlreiche klinische Studien neue Ansätze und Therapiemöglichkeiten anbieten.

Bundesweites Patiententelefon zum Welt-Multiple-Sklerose-Tag

  • Am Freitag, 29. Mai 2020, 9 bis 10 Uhr, wird Prof. Tjalf Ziemssen am Patiententelefon der Deutschen Multiplen Sklerose Gesellschaft verfügbar sein, um Fragen rund um die MS zu beantworten (0511-633857).
  • Am 2. Juni, 17 Uhr, findet erneut eine Patientenfortbildung als Live-Podcast im Internet statt.
  • Darüber hinaus startet in diesem Jahr auch der von Prof. Ziemssen gemeinsam mit der Dresden International University ins Leben gerufene Masterstudiengang „MS Management“, der für Ärzte und Behandler weltweit einmalig eine berufsbegleitende Spezialisierung im Bereich der Multiplen Sklerose ermöglicht.